Dr. Felix Klein hat ein Amt. Er ist der Antisemitismusbeauftrage der Bundesregierung. Als solcher muss er sich in diesen Zeiten viel äußern, um vor Antisemitismus zu warnen. Man sollte meinen, dass er selbst kein Antisemit ist.
Karl Groß sei hier eine fiktive Person. Er sitzt gern an Stammtischen und redet dort über „die Ausländer“ oder „die Juden“. Man kann annehmen, dass er ein Kleingeist ist.
Gil Ofarim ist ein Kind unserer Zeit. Er hat viele Follower in sozialen Netzwerken und braucht die täglichen Likes wie andere ihr täglich Brot. Darum hat er etwas gepostet, was zwar nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber viele Likes brachte. Auch von Felix Klein, der damals sagte: „Ich möchte dem jüdischen Künstler Gil Ofarim, dem dies in Leipzig widerfahren ist, meine Anteilnahme und meine Solidarität aussprechen. Es ist gut und wichtig, dass er diesen inakzeptablen Vorgang öffentlich gemacht hat.“
Karl Groß hielt das damals schon für eine Lüge. Nachdem Gil Ofarim gestanden hat, freut er sich diebisch, denn nun weiß jeder, dass „die Juden“ alle Lügner sind. So denken sie eben, die Kleingeister.
Felix Klein hingegen ist enttäuscht. Ihm ist nicht entgangen, dass Karl Groß am Stammtisch gerade triumphiert. Darum hat Felix Klein nun Gil Ofarim seine Solidarität entzogen und behauptet neuerdings, jener habe „mit seinem Verhalten Judenhass Vorschub geleistet.“
Mit anderen Worten: Wenn ein Jude lügt, schadet er damit allen Juden. Denn in der Welt des Felix Klein gibt es offenbar nur den edlen Juden, der nie etwas falsch macht und stets das Opfer ist. Dieses Narrativ hat Schaden erlitten, weil Gil Ofarim handelte wie unzählige nichtjüdische Menschen auch. Er hat einen Fehler gemacht und stand dafür vor Gericht. Kommt vor. Man muss daraus kein Drama machen. Wer nun schlussfolgert, Gil Ofarim habe gelogen, weil er Jude ist, bedient finsterste Vorurteile.
Genau in dieser Situation ist Felix Klein auf die Seite von Karl Groß gewechselt. Statt zu erklären, dass Menschen unabhängig von ihrer Religion fehlbar sind, sieht er in Gil Ofarims Verhalten Anlass zum „Judenhass“. Denn offenbar denkt er, dass ein lügender Jude genau in das allgemeine Bild vom Juden passt. Ein Klischee, das er als Antisemitismusbeauftragter heftig bekämpfen sollte, wird statt dessen von ihm befeuert.
Damit hat Felix Klein sich selbst als Antisemit entlarvt. Außerdem hat er im Amt versagt und sollte zurücktreten.